FÜR DIE TOTALE ABLEHNUNG DES KRIEGES

Gegen den Krieg. Überlegungen zur Zukunft

 

Zusammenfassung

Frieden wird durch Frieden geschaffen. FĂŒr den Frieden einzutreten ist grundlegend, aber nicht ausreichend. Alle sagen, sie seien fĂŒr den Frieden, aber nicht alle sind gegen den Krieg.  Vor allem muss man gegen den Krieg sein.

Und warum? Wir mĂŒssen den Glauben aufgeben, dass wir uns auf den Krieg vorbereiten mĂŒssen, wenn wir Frieden wollen, eine Erfindung der herrschenden MĂ€chte, um ihre Macht und Vorherrschaft zu rechtfertigen und aufrechtzuhalten. Krieg ist Zerstörung, Tod und Hass. Es gibt keinen „gerechten Krieg“ im Namen von Gott, Nation, Zivilisation oder der Sicherheit. Hinter der Anrufung dieser Namen stehen vor allem die Logik der Herrschaft und die wirtschaftlichen Interessen von Macht und Reichtum des StĂ€rkeren. Krieg ist ein kollektives Verbrechen, es gibt nicht einmal einen „Verteidigungskrieg“. Im Krieg gibt es immer verschiedene Schuldige, Fehler, Komplizen, Provokationen… wie der Zweite Weltkrieg und heute der Krieg zwischen den USA/NATO/EU und Russland in der Ukraine  reichlich und deutlich gezeigt haben. Der gegenwĂ€rtige Völkermord an den PalĂ€stinensern durch den Staat Israel ist die extreme Form des Wunsches, den anderen als Instrument des Friedens zu zerstören, was absurd ist.

Wie kann der Krieg beseitigt werden? Mit KĂŒhnheit. Das KĂŒhne liegt heute darin, zwei große Strukturfaktoren zu beseitigen, die zunehmend globale Krisen und Konflikte erzeugen, nĂ€mlich: Einerseits ist es unerlĂ€sslich, die Patentierung von Leben und Wissen (lebende Organismen und die kĂŒnstliche Welt, einschließlich der KI) fĂŒr den privaten Profit abzuschaffen. Patente haben die Politik des Lebens aus dem öffentlichen Bereich entfernt, und andererseits muss die Finanzialisierung des Lebens, insbesondere der Natur, aufgegeben werden, die dazu gefĂŒhrt hat, dass öffentliche politische KrĂ€fte der unabhĂ€ngigen freien und rĂ€uberischen Finanzwelt unterworfen wurden, insbesonders im Bereich der öffentlichen GĂŒter und Dienstleistungen, die fĂŒr das Leben wesentlich sind.

Es ist eine Illusion zu glauben, dass es möglich ist, Frieden zu schaffen, ohne die private Aneignung von lebenden Organismen und von Wissen zum Zwecke des Profits abzuschaffen, ohne Lizenzen fĂŒr den Waffenhandel zu verbieten, ohne Steueroasen zu verbieten, ohne die UnabhĂ€ngigkeit der FinanzmĂ€rkte zu beseitigen und ohne die großen planetarischen Oligarchien zu im permanenten Kampf um die Voerherschafft zu regulieren. Die BĂŒrger mĂŒssen sich von dieser Illusion befreien.

 

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Vier Überlegungen mit großem Respekt vor der aufrichtigen und mutigen StĂ€rke des bĂŒrgerschaltichen Engagements, das Tausend und  Abertausenden von Menschen bekundet haben, die am „Dritten Weltmarsch fĂŒr den Frieden und der Gewaltlosigkeit“ teilnehmen werden, der am 2. Oktober 2024 von San JosĂ© in Costa Rica aus startet und am 5. Januar 2025 dorthin nach der Weltumrundung zurĂŒckkehrt.

 

Der Erste Gedanke. Wir dĂŒrfen niemals aufhören, fĂŒr Frieden und Gewaltlosigkeit zu kĂ€mpfen und auf dem Konzept/Ziel „Gegen den Krieg“ beharren.

Unter den gegenwĂ€rtigen Bedingungen ist es wichtig, nie zu vergessen und sich immer  zu erinnern, dass die Mobilisierungen fĂŒr den Frieden, von der lokalen bis zur globalen Ebene, vor allem gegen den Krieg gerichtet sein mĂŒssen. Die besondere und vorrangige Ausrichtung auf „Gegen den Krieg“ ist notwendig, um der GlaubwĂŒrdigkeit (ethische und politische) der immer noch vorherrschenden Vorstellung vom Krieg als einer natĂŒrlichen und unvermeidlichen Tatsache keinen Raum fĂŒr die zu lassen.

Alle sagen, sie seien fĂŒr den Frieden, aber nicht alle, auch außerhalb der dominierenden gesellschaftlichen Gruppen, sind gegen den Krieg. Nehmen wir den Fall der progressiven KrĂ€fte. Der Frieden eint sie, der Krieg spaltet sie in gegensĂ€tzliche Blöcke: die Pazifisten, die Kriegstreiber und die „AbgehĂ€ngten“. Das Hauptnarrativ, das wir bekĂ€mpfen mĂŒssen, ist das der Instrumentalisierung des Krieges im Dienste des Friedens. Daher die Thesen zur Legitimation des „gerechten Krieges“ und vor allem des „Verteidigungskrieges“. Die Vereinigten Staaten fĂŒhren sich  seit mehr als hundert Jahren Krieg, nicht um anzugreifen, heißt es, sondern um (ihre) freie Welt, (ihre) liberale Gesellschaft, (ihre) freie Wirtschaft zu verteidigen, deren Modelle als die besten gelten.

Nicht umsonst lautet die Lieblingsthese der herrschenden MĂ€chte aller Zeiten: „Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor“. Ein Prinzip, der von allen Staaten vorbehaltlos angewandt wird. Man denke nur an den florierenden und legalisierten internationalen Waffenhandel. Daher auch die Tatsache, dass das frĂŒher als Kriegsministerium bekannte Ministerium fast ĂŒberall zum Verteidigungsministerium geworden ist.

Das Konzept der defensiven KriegsfĂŒhrung verdient eine Änderung

Dieses unbestreitbar offensichtliche Konzept verevigt in der populĂ€ren Vorstellung die falsche oder zumindest mehrdeutige Vorstellung von der LegitimitĂ€t immer mĂ€chtigerer Waffen als Faktor der „Abschreckung“ (siehe Atomwaffen). Aber es verwandelt den Krieg auch zu einem Instrument des Friedens und legitimiert so das Absurde.

Dieselbe Legitamationslogik des „Verteidigungskrieges“ wird von der israelischen Regierung Netanjahu angewandt, um den Völkermord an den PalĂ€stinensern fortzusetzen: Der Staat Israel „rechtfertigt“ den Völkermord als „Selbstverteidigung“ als Reaktion auf den bewaffneten Angriff der Hamas gegen Israel im Oktober 2023. Doch das ist eine mistifizierende LĂŒge. Die Idee und die Bereitschaft, einen Völkermord zu begehen, reichen nicht bis Oktober 2023 zurĂŒck. Sie sind seit der GrĂŒndung des Staates Israel im Jahr 1948 offizieller Bestandteil der Agenda der FĂŒhrer des Staates Israel, insbesondere der Zionisten. Sie waren die Grundlage der Eroberung und  der Kolonisierung, mit Waffengewalt von bewohnten Gebiete der palĂ€stinensischen, und meistens arabische Bevölkerung,  und wurden mehrfach als illegal  in mehreren Resolutionen der Vereinten Nationen angeprangert. DarĂŒber hinaus wurde das Argument Israels vom Internationalen Gerichtshof und dem Internationalen Strafgerichtshof energisch und mit Recht  zurĂŒckgewiesen.

Es ist richtig, wenn jemand, der eine andere Person mit einem Messer angreift oder mit einer Waffe bedroht, nicht nur das Recht, sondern auch die lebeswichtige Notwendigkeit hat, sich zu verteidigen. Im Anwendungsbereich der einschlĂ€gigen gesetzlichen Vorschrift heißt es auch, dass niemand „die Gerechtigkeit selbst in Hand nehmen“ darf.

In einer Welt, die auf dem Prinzip „Wenn du Frieden willst, bereite dich auf den Krieg vor“ beruht, ist es außerdem unvermeidlich, dass es VertrĂ€ge zur Regelung von Krieg, Waffenhandel und gemeinsamen militĂ€rische Sicherheitsabkommen zwischen LĂ€ndern geben wird, die auf der Verpflichtung jedes Mitgliedsstaates beruhen, militĂ€risch „zur Verteidigung“ eines anderen Mitgliedsstaates einzugreifen, der von einem dritten Staat angegriffen wird. Auf diese Weise haben sich die Vereinigten Staaten dank der auf allen Kontinenten unterzeichneten BĂŒndnisvertrĂ€ge die Legitimation verschafft, ĂŒberall auf der Welt „zur Verteidigung von ….“ einzugreifen. Es ist das einzige Land der Welt, das mit mehr als 800 MilitĂ€rstĂŒtzpunkten außerhalb der USA „den Frieden verwaltet“ (!) und auf der ganzen Welt Krieg fĂŒhrt, mit der Überzeugung, dass auf diese Weise den Frieden auf der Welt garantiert. Im Gegenteil: In einer Situation, die von einem wirksamen und aufrichtigen Streben nach Frieden geprĂ€gt ist, mĂŒssen die internationalen MilitĂ€rbĂŒndnisvertrĂ€ge fĂŒr illegal und unzulĂ€ssig erklĂ€rt werden. Sie mĂŒssen durch Institutionen mit starken und verbindlichen politischen und rechtlichen Instrumenten ersetzt werden die zur Verhinderung, Vorbeugung und Abschaffung des Waffeneinsatzes schaffen. Wir brauchen eine neue und gestĂ€rkte UNO, ohne den derzeitigen Sicherheitsrat.

Die Antikriegsmobiliesierung muss diejenigen Staaten fĂŒr  unrechtsmĂ€ĂŸig erklĂ€ren, die sich weigern, VertrĂ€ge zum Verbot von bakteriologischer Waffen, Atomwaffen und Waffenhandel zu unterzeichnen oder einzuhalten. In diesem Sinne der Gerechtigkeit mĂŒssen wir diejenigen Staaten anprangern, die ihre MilitĂ€rausgaben erhöhen und beschließen, sie aus der Berechnung des öffentlichen Defizits auszuschließen, wĂ€hrend die sogenannten sozialen öffentlichen Ausgaben (die im Vergleich zum Bedarf stĂ€ndig sinken) in der Berechnung bleiben. Dies ist ein weiteres Beispiel fĂŒr die AbsurditĂ€t der von den herrschenden MĂ€chten getroffenen Entscheidung fĂŒr einen Verteidigungskrieg.

 

Daraus ergibt sich die zweite Überlegung: die Mobilisierung gegen den Krieg muss eindeutig mit dem Ziel erfolgen, den Menschen die absolute Sinnlosigkeit des Krieges, und,  denn heutzutage, die Unwiederbringlichkeit der durch den Krieg verursachten Zerstörungen, insbesondere im Bereich des Lebens, bewusst zu machen. Aus diesem Grund muss der Kampf „gegen den Krieg“ zwei voneinander abhĂ€ngige vorrangige Ziele haben, die heute mit FĂŒĂŸen getreten oder aufgegeben werden: die Verwirklichung des universellen Rechts zum Leben fĂŒr alle und auf das Leben; und die Sicherheit und Förderung der gemeinsamen materiellen und immateriellen GĂŒter der Welt, die lebenswichtig sind.

Warum dieser Vorschlag? Wir dĂŒrfen nicht vergessen, dass der Krieg das Leben zerstört und damit auch die FĂ€higkeit der Menschheit, auf der ganzen Welt zusammenzuleben. DarĂŒber hinaus mĂŒssen wir im Zeitalter des Bewusstseins fĂŒr das AnthropozĂ€n und der Globalisierung der Lebensbedingungen auf der Erde und ihrer Sicherheit mit Nachdruck auf dem Beweis bestehen, dass Krieg per Definition nicht in der Lage ist, auch nur mit einem kleinen KrĂŒmel Gerechtigkeit hervorzubringen. Das logische Prinzip ist, wie der Völkermord an den PalĂ€stinensern so deutlich zeigt, „meine Existenz- und des Überlebens bedeutet dein Verschwinden“.

Der Wiederaufbau der Welt nach dem Zweiten Weltkrieg war möglich, weil die damaligen herrschenden Klassen ihren Wiederaufbau auf die BekrĂ€ftigung von Prinzipien, Rechten und Regeln basierten, die von einer Lebensvision inspiriert waren, die in der Allgemeinen ErklĂ€rung der Menschenrechte von 1948 zum Ausdruck kam. Wie wir wissen, wurde die ErklĂ€rung zu Recht kritisiert, weil sie weitgehend von einem westlichen, anthropozentrischen und patriarchalischen Ansatz fĂŒr die Gesellschaft und fĂŒr das Leben beeinflusst wurde. Dieser Ansatz wurde teilweise geĂ€ndert, korrigiert oder sogar aufgegeben,  unter anderem dank der Annahme des Internationalen Pakts ĂŒber bĂŒrgerliche und politische Rechte, des Internationalen Pakts ĂŒber wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte, der ErklĂ€rung der Vereinten Nationen ĂŒber die Rechte indigener Völker auf Selbstbestimmung und Selbstverwaltung und der ErklĂ€rung ĂŒber die biologische Vielfalt….

Fakt, dass all diese ErklĂ€rungen, Pakten, Konventionen und VertrĂ€gen die schlimmsten VerstĂ¶ĂŸe bisher nicht verhindern konnten.

Es ist an der Zeit, die großen Leitlinien fĂŒr die gemeinsame Zukunft, die wir in den kommenden Jahrzehnten aufbauen mĂŒssen, neu zu definieren, und zwar basierend auf die Zusammenarbeit und Harmonie und das Beste der erzielten Errungenschaften, die durch die KĂ€mpfe der Menschen erreicht wurden, auszunutzen.

Eine der wichtigsten Errungenschaften, die es verdient, beibehalten und gestĂ€rkt werden muss, ist der von der internationalen Gemeinschaft zum ersten Mal bekrĂ€ftigte Grundsatz, dass es fĂŒr das Zusammenleben auf der Erde unerlĂ€sslich und unausweichlich ist, zwei SĂ€ulen der Gesellschaft dauerhaft zu gewĂ€hrleisten und zu stĂ€rken. Die erste SĂ€ule: der Grundsatz der UniversalitĂ€t des Rechts auf Leben fĂŒr alle Bewohner und Völker der Erde, ohne Unterschiede und AusschlĂŒsse. Daher die BekrĂ€ftigung der gemeinsamen und geteilten integralen Verantwortung der Völker, der Rechtsstaatlichkeit auf globaler Ebene, um die Verwirklichung dieser Rechte zu schĂŒtzen und zu fördern. Die zweite SĂ€ule ist die Anerkennung des Grundsatzes, der Existenz globaler öffentlicher GĂŒter, die fĂŒr das Leben aller Erdbewohner unerlĂ€sslich sind und die „nationalen“ öffentlichen Behörden mĂŒssen im Rahmen einer engen Zusammenarbeit und in einer globalen SolidaritĂ€t dies pfegen, fördern und verbessern.

Bis in die 1980er Jahre sorgten  diese beiden SĂ€ulen dafĂŒr, dass das Weltsystem, trotz seiner EinschrĂ€nkungen, MĂ€ngel und WidersprĂŒchen sowie zahlreicher lokaler Kriege (im Zusammenhang mit der Zerstörung der europĂ€ischen Kolonialreiche) funktionierte und sich entwickeln konnte,  ohne dass es zu einem dritten Weltkrieg kam. Im Gegenteil, die Welt hat eine Verringerung der Wachstumsrate der Ungleichheiten zwischen reichen und armen LĂ€ndern erlebt, was dazu beigetragen hat, die Auswirkungen der KrĂ€fte zu verringern, die strukturelle Konflikte und infolgedessen zerstörerische Kriege erzeugen.

Seit Ende der 1980er Jahre sind die WidersprĂŒche, UnzulĂ€nglichkeiten und SchwĂ€chen des Weltsystems durch die Prozesse der Multinationalisierung und Globalisierung der Wirtschaft und des Finanzwesens gemĂ€ĂŸ den Prinzipien, Zielen und Gewaltmechanismen der kapitalistischen Marktwirtschaft explodirn. Wir beziehen uns auf die Prozesse der Kommerzialisierung und KĂŒnstlichkeit aller Lebensformen; zur Liberalisierung und Deregulierung der MĂ€rkte und aller wirtschaftlichen AktivitĂ€ten (immer weniger Staat und immer mehr Markt); zur Privatisierung aller lebenswichtigen GĂŒter und Dienstleistungen, insbesondere durch die private Patentierung  lebenden Organismen zu Profitzwecken (Beispiele: Saatgut, GVO, Medikamente…) und die technologische Innovation (neue Materialien, neue Energien, Computer, Robotik und heute die kĂŒnstliche Intelligenz). All dies wurde mit Zustimmung und politischer und finanzieller UnterstĂŒtzung der öffentlichen Behörden und eines großen Teils der „fortschrittlichen“ gesellschaftlichen KrĂ€fte erreicht.

Das Eigentum und die Kontrolle ĂŒber die Nutzung von Ressourcen, die fĂŒr die Wirtschaft von grundlegender Bedeutung sind, liegen nicht mehr in der Verantwortung und Pflicht der öffentlichen Hand. Sie sind unter die Herrschaft und Macht der privaten Akteure der kapitalistischen Wirtschaft geraten. (Unternehmen, Institutionen, MĂ€rkte, Börsen). Wie wir wissen, ist das ultimative Ziel des kapitalistischen Systems nicht die Garantie/Sicherheit der Rechte auf und des Lebens, noch die Erhaltung des guten ökologischen Zustands der Erde, des gemeinsamen Hauses. Das Ziel ist es, den finanziellen Wert des Kapitals und der mĂ€chtigsten Akteure zu steigern.

DarĂŒber hinaus ist der Hauptmodus Operandi des Systems nicht Kooperation oder SolidaritĂ€t, sondern Raubbau, oligopolistischer Wettbewerb und die KonkurrenzfĂ€higkeit von allen gegen alle. Der andere ist zum Feind geworden, und der Markt hat sich in eine Arena verwandelt, in der die stĂ€rksten Gladiatoren das vom Kaiser gewĂ€hrte Lebenrecht (Finanzen) erwerben, nachdem sie die anderen eliminiert haben.

Es ist leicht zu erkennen, wie unter diesen Bedingungen die Faktoren der Gewalt und des permanenten strukturellen Krieges die Oberhand gewonnen haben. Die Ungleichheiten haben ein inakzeptables Ausmaß erreicht. Der Krieg der Reichen gegen die Armen war noch nie so offen. Und nicht zuletzt sind wir Zeugen des Wiederauflebens rassistischer, fremdenfeindlicher Volksbewegungen, AnhĂ€nger der Gewalt und der integralsten Form der Zerstörung von Leben und Menschheit, nĂ€mlich des vorsĂ€tzlichen Massengenozids, der Gegenstand unserer letzten Überlegung sein wird.

 

Die Dritte Überlegung. Da die Mobilisierung gegen den Krieg den Kampf fĂŒr den planetarischen Wiederaufbau der beiden SĂ€ulen einschließt, muss sich die Mobilisierung auf zwei Ziele konzentrieren: die Abschaffung von Patenten fĂŒr private und lukrative Zwecke und das Verbot der Raubfinanzierung.

Die Verfolgung dieser beiden Ziele ist nicht einfach, da private Patente und Raubfinanzierungen von allen herrschenden Gruppen gewaltsam und skrupellos verteidigt werden, vor allem von der Welt, die sich um die wirtschaftlich-finanzielle und technologisch-militÀrische Vorherrschaft und Dominanz der Vereinigten Staaten (und der EU) dreht.

Heute, unter Bedingungen, die von einer tiefengreifenden Krise des Lebenserhaltungssystems der Erde gekennzeichnet sind, ist es notwendig, auf globaler Ebene zu handeln, um „die Technologie der Eroberung des Lebens“ (d.h. Patente) zu entwaffnenund gleichzeitig „das Raubfinanzierungsgesetz“ auszusetzen (d.h. die Umwandlung aller Formen des Lebens in Finanzwerte).

Die Technologie der Eroberung zu entwaffnen bedeudet, Patente fĂŒr die private und gewinnorientierte Aneignung lebender Organismen und kĂŒnstlicher Intelligenz abzuschaffen und den Waffenhandel zu verbieten. Wissen und Technologie sind heute nicht mehr ungedingt Ă€ußere KrĂ€fte der Menschen, sondern ein Konstrukt menschlicher Gesellschaften, die ihre konkreten Ziele und Zwecke definieren… Es gibt keine NeutralitĂ€t der Technologie.

Das Verbot der Raubfinanzierung, bedeutet das Verbot von Steueroasen und Steuerhinterziehung, ein globales Steuersystem einzufĂŒhren, um globale Gerechtigkeit zu gewĂ€hrleisten, und die UnabhĂ€ngigkeit der Börsen abzuschaffen, die zu rein privaten globalen Unternehmen geworden sind, die  der Kontrolle der öffentlichen Gewalten entfliehen.

Es ist eine Illusion zu glauben, dass es möglich ist, Frieden und eine gewaltfreie Gesellschaft aufzubauen, ohne Patente fĂŒr die private Aneignung und Ausbeutung von Leben abzuschaffen, ohne Lizenzen fĂŒr den Waffenhandel zu verbieten, ohne Steueroasen zu erhalten, ohne die UnabhĂ€ngigkeit der FinanzmĂ€rkte abzuschaffen und ohne die großen planetarischen Oligarchien zu regulieren, die sich in einem stĂ€ndigen Krieg um die Vorherrschaft befinden, ohne ĂŒbrigens Land- und Wasserraub zu verbieten.

Es ist auch illusorisch zu glauben, dass es möglich ist, diese Ziele in ein paar Jahren und durch die einsamen und unorganisierten Aktionen dieser oder jener „großen“ zivilgesellschaftlichen Organisation zu erreichen, wenn es keine starke strategische Zusammenarbeit und wirksame SolidaritĂ€t zwischen den verschiedenen RealitĂ€ten des Widerstands und der Opposition gegen die gegenwĂ€rtige Welt gibt.

 

Vierter und letzter Punkt. Heute, 80 Jahre nach dem Völkermord an den Juden durch Nazi-Deutschland, wird die Menschheit durch den Völkermord an den PalĂ€stinensern durch den Staat Israel ausgeplĂŒndert und ad absurdum gefĂŒhrt, ganz zu schweigen von den anderen Ausrottungen von Völkern in allen Teilen der Welt, insbesondere in Afrika und Asien. Der Völkermord an den PalĂ€stinensern ist heute die fortgeschrittenste Form der UnzulĂ€ssigkeit und AbsurditĂ€t eines angeblich gerechten und defensiven Krieges.

Es muss klar gesagt werden, dass der Völkermord an den PalĂ€stinensern kein Krieg im eigentlichen Sinne ist. Es handelt sich um eine vorsĂ€tzliche und einseitige Zerstörungsaktion gegen das Leben, die in einer anderen Dimension des menschlichen Daseins als der vom Krieg „diktierten“ und als „Überlebenssicherheit“ dargestellten stattfindet! So wie der Völkermord an den Juden nicht von einem Problem der „Sicherheit“ fĂŒr die Deutschen diktiert wurde, sondern von einer zutiefst ungleichen, gewalttĂ€tigen, nazistischen, ausgrenzenden und repressiven rassistischen Vision der Völker der Menschheit, so ist der Völkermord an den PalĂ€stinensern der brutale Ausdruck absoluter und dogmatischer Formen (in diesem Fall religiöser rassistischer Herkunft) der Ungleichheit und des Ausschlusses des Anderen.

Die Friedenszukunft, um die es im gegenwÀrtigen Kontext geht, umfasst vielfÀltige Bedingungen und gehorcht vielfÀltigen Logiken in allen Bereichen, insbesondere im Hinblick auf die Vorstellungen vom Leben, vom Menschen und von der globalen Gemeinschaft des Lebens auf der Erde.

Die sofortige Beendigung des Völkermordes, wie ihn der  Internationale Gerichtshof und der Internationalen Strafgerichtshof zu Recht anordnen, ist nicht in erster Linie eine Frage des Völkerrechts. Es handel sich vor allem um eine Angelegenheit der planetarischen menschlichen und ethischen Verantwortung, die allen Akteuren der Menschheit obliegt, einschließlich der sozialen, kulturellen und moralischen Gemeinschaften der Welt. Die Mitglieder und AutoitĂ€ten dieser Gemeinschaften mĂŒssen ĂŒber Friedensappelle und Petitionen an die politischen Instanzen der Staaten und der MĂ€chtigen hinausgehen.

Im Angesichts des Krieges ist die vorherrschende Praxis der Glaube, dass man auf der einen oder anderen Seite stehen kann. Unseres Erachtens mĂŒssen wir immer „gegen den Krieg“ Stellung beziehen und uns dafĂŒr einsetzen, die notwendigen und unverzichtbaren Bedingungen fĂŒr den Frieden zu schaffen. Angesichts des heutigen Völkermordes an den PalĂ€stinensern können wir nicht anders, als ohne EinschrĂ€nkung dagegen vorzugehen. Der Völkermord ist die totale Verweigerung von Leben und Gerechtigkeit. Der Völkermord an den PalĂ€stinensern ist auch ein Völkermord an der Menschheit. Wenn wir ihn nicht stoppen, geben wir dem völkermörderischen Staat das mehr als symbolische Recht, Menschlichkeit und Gerechtigkeit zu massakrieren.

Und eine Zukunft ohne Gerechtigkeit wird immer eine Zukunft ohne Frieden sein, eine menschenfeindliche Zukunft. Übrigens haben die GrĂŒndervĂ€ter der italienischen Republik gut daran getan, Artikel 11 der Verfassung zu verankern, in dem es heißt: „Italien lehnt den Krieg ab“.

 

Schlussfolgerung.

Auch die derzeitigen Imperien der technologischen Eroberung (im Stil von Musk) und die „neuen Herren“ der Industrie- und Finanzkonglomerate der Welt werden ebenfalls zusammenbrechen.

Wichtig ist, dass wir nicht darauf warten, dass dies von selbst geschieht.

Microsoft, Google, Meta, Amazon, Black Rock, Vanguard, CrĂ©dit Agricole, BNP, CrĂ©dit Suisse, Walmart, BASF, Bayer, Syngenta, Pfizer, Coca-Cola, Exxon, NestlĂ©, Danone. Dow Chemicals, China Petroleum, etc….npn werden in der Lage sein, den „Dritten Weltkrieg“ zu verhindern und zu stoppen. Ganz zu schweigen von X, Tesla, Space X und ihren Chefs, den Börsen von London, New York, Chicago, Shanghai oder Tokio,… die derzeitige EuropĂ€ische Kommission, die Weltbank und der Internationale WĂ€hrungsfonds, die US-Regierung, die Regierungen der NATO-Mitgliedstaaten, die Regierung der Russischen Föderation, die unabhĂ€ngige EuropĂ€ische Zentralbank…. .

Es liegt an den revoltierenden BĂŒrgern, (insbesondere Frauen, Bauern, indigene Bevölerungsgruppe, die 4 Milliarden Menschen ohne medizinische Grundversorgung oder Zugang zu Trinkwasser, die Obdachlosen, die Millionen von Migranten, die ein Aufnahmeland suchen, die Arbeiter usw.), dafĂŒr zu sorgen, dass die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Welt nicht gefĂ€hrdet wird. In dieser Hinsicht spielen die moralischen moralischen AutoritĂ€ten, z. B. die der religiösen und ethischen Überzeugungen, eine wichtige Rolle, nicht nur in Bezug auf ihren Einfluss, sondern auch in Bezug auf ihre Entscheidungsbefugnis. Viele Lösungen können von ihnen klar und deutlich unterstĂŒtzt werden.

Um die notwendigen und unverzichtbaren Bedingungen fĂŒr den Aubau von Frieden zu schaffen, finden sie hier einige Beispiele, zusĂ€tzlich oder zur VerstĂ€rkung der zu bereits auf den vorhergehenden Seiten formulierten Lösungen im Bereich des Lebens, seiner Bewahrung, seiner Förderung/seines Schutzes, seiner Rechte und seiner GemeingĂŒter angewandt werden können , bzw. diese verstĂ€rken :

– Ablehnung der Patentierung von lebenden Organismen zu privaten und profitorientierten Zwecken sowie von kĂŒnstlicher Intelligenz, da eine solche Patentierung die Entscheidungsbefugnis ĂŒber das Leben an private Einrichtungen einrĂ€umt, die im Wesentlichen durch die Verlockung von Profit und Macht motiviert sind. Wir mĂŒssen die kollektive Verantwortung fĂŒr das Leben an gemeinsame demokratische Institutionen und öffentliche Einrichtungen zurĂŒckfĂŒhren, von der lokalen bis zur globalen Ebene.

– Ein globaler BĂŒrgersicherheitsrat fĂŒr die globalen GemeingĂŒter, die fĂŒr das Leben aller unerlĂ€sslich sind, insbesondere Wasser zum Leben, Nahrung und Gesundheit, muss eingerichtet werden, um die rĂ€uberische Privatisierung und Finanzialisierung dieser drei grundlegenden GĂŒter und Dienstleistungen zu beenden.

– In einem Kontext, der von einem effektiven und aufrichtigen Streben nach Frieden geprĂ€gt ist, mĂŒssen internationale VertrĂ€ge ĂŒber so genannte „defensiven“ MilitĂ€rbĂŒndnisse fĂŒr illegal und unzulĂ€ssig erklĂ€rt werden. Sie mĂŒssen durch globale Institutionen mit starken und verbindlichen politischen und rechtlichen Instrumenten zur Verhinderung, Vorbeugung und Abschaffung des Einsatzes von Waffen ersetzt werden. Der UN-Sicherheitsrat ist ein Modell, das abgeschafft werden muss.

– Schaffung eines Weltwirtschaftsrats fĂŒr SolidaritĂ€t und nachhaltigen Handel und Zusammenarbeit als Ersatz fĂŒr die Welthandelsorganisation, die verlangt, dass alle GĂŒter, Dienstleistungen und Beziehungen zwischen Menschen und zwischen Mensch und Natur als Waren und Finanzanlagen behandelt werden. Die Aneignung von Land und Wasser auf der Erde muss fĂŒr illegal erklĂ€rt werden.

– Verbot aller landwirtschaftlichen, industriellen und tertiĂ€ren Verwendungen von Chemikalien, die das Leben auf der Erde vergiften und zur Verschlechterung und zum Verlust der biologischen Vielfalt und der BiokapazitĂ€t des Planeten fĂŒhren.

– Abschaffung der Steuerparadiese, die Symbole fĂŒr die Legalisierung des Diebstahls kollektiven Reichtums und dessen ethische Akzeptanz durch unsere Gesellschaften sind, und Verbot der Steuerhinterziehung.

– Die Privatisierung des Geldes und der Weltfinanzen ist neben der Technologie eines der mĂ€chtigsten Instrumente zur Schaffung von Konfliktfaktoren und Kriegen um die Macht. Lokale, nationale und globale Behörden mĂŒssen die gemeinsame Kontrolle ĂŒber die Finanzen zurĂŒckgewinnen. Es besteht die dringende Notwendigkeit, die private Macht ĂŒber Ersparnisse und Investitionen, die heute weitaus grĂ¶ĂŸer ist als die der Staaten, drastisch einzuschrĂ€nken, die von großen Banken, Investmentfonds und Börsen erworben wurde. Wir mĂŒssen einen globalen BĂŒrgerkongress ĂŒber Banken, Investmentfonds und Börsen organisieren, um einen umfassenden Plan zur finanziellen Umstrukturierung fĂŒr Sicherheit und Frieden zu erarbeiten.

Der Kampf „gegen den Krieg“ ist der Kampf der Gerechten, der ethische Kampf fĂŒr Leben und Gerechtigkeit. Es ist der Kampf, um die Erde wieder zu bewĂ€ssern, die WĂŒsten zu begrĂŒnen, die Ozeane wieder mit Sauerstoff zu versorgen, BrĂŒderlichkeit zu praktizieren, Freundschaft zu leben, mit einem Wort, dem Leben Freude und Liebe wiederherstellen.

 

Agora des Habitants de la Terre. BrĂŒssel, 26. August 2024

 

Liste der Erstunterzeichner

Donata Albiero , Ehemalige Schuldirektorin (Italien), Mario Agostinelli , Verein Laudato sii (Italien), Alain Adriaens, Mouvement pour la SobriĂ©tĂ© (Belgien), Alassane Ba, Apotheker, Centre d’Ethique (Frankreich-Senegal), Guido Barbera, SolidarietĂ  Internazionale- CIPSI (Italien), Cristina Bertelli, UniversitĂ© du Bien Commun (Frankreich), Antonio Bruno, Lehrer (Italien), Ernesto Bonometti und Antonella Zonato, Wasseraktivisten (Italien), Luca Cecchi, Wasseraktivist, Ass. Monastero del Bene Comune (Italien), Martine Chatelain, Wasseraktivistin Eau Secours (CND-QuĂ©bec), Giovanna Dal Lago, Ass. Mamma no pfas“ (Italien), Eric Degimbe, CommunautĂ© de la PoudriĂšre (Belgien), AnĂ­bal Faccendini, CĂĄtedra del Agua, Universidad Nacional de Rosario (Argentinien ), Ettore Fasciano, Menschenrechtsaktivist (Italien), Adriana FernĂĄndez, Erzieherin (Chile), Paolo Ferrari, Arzt, Basisgemeinschaft Verona (Italien), Alfio Foti, Konvention fĂŒr Menschenrechte im Mittelmeerraum (Italien), Pierre Galand, ehemaliger Senator, Forum Nord-Sud (Belgien ), Lilia Ghanem, Anthropologin, Herausgeberin von The Ecologist auf Arabisch (Libanon), Melissa und Laury Gringeau, Philippe Veniel La Gang de la BoisseliĂšre und Ass. MĂ©ga Bassines non merci (Frankreich), Luis Infanti de la Mora, Bischof der Diözese AysĂ©n, Patagonien (Chile), Eric Jadoul, Aktivist fĂŒr GemeingĂŒter (Belgien), Pierre Jasmin , Pianist, Artistes Pour la Paix (CND-QuĂ©bec), Michele Loporcaro, Landwirt (Italien), Claudia Marcolungo, Professorin Univ. Padua (Italien), Maurizio Montalto , Rechtsanwalt, Verteidiger des Wassers als Gemeingut (Italien), Loretta Moramarco, RechtsanwĂ€ltin, Wasseraktivistin (Italien), Vanni Morocutti, CommunautĂ© de la PoudriĂšre (Belgien), Dario Muraro, No pfas-Aktivist (Italien), Marinella Nasoni, ehemalige Gewerkschafterin (Italien), Christine Pagnoulle, Professorin emeritus Ulg, ATTAC (Belgien ), Maria Palatine, Musikerin, Harfenistin (Deutschland), Gianni Penazzi, Gitarrist, Aktivist fĂŒr Frieden, Menschenrechte und Umwelt (Italien), Nicola Perrone, Journalist, „SolidarietĂ  Internazionale“ (Italien), Riccardo Petrella, Professor emeritus, UniversitĂ€t Leuven (Belgien), Michela Piccoli, Mamma no pfas (Italien), Pietro Pizzuti, Schauspieler, Collectif des Artistes (Belgien), Jean-Yves Proulx, Education citoyenne (CND-QuĂ©bec), Paolo Rizzi, PĂ€dagoge, Aktivist fĂŒr Menschenrechte und Umwelt (Italien), Domenico Rizzuti, ehemaliger GewerkschaftsfĂŒhrer/Forscher (Italien), Anne Rondelet, Rentnerin (Belgien), Roberto Savio, Journalist, GrĂŒnder von IPS und Other News (Italien), Catherine Schlitz Association PAC-PrĂ©sence Action Culturelle (Belgien), Patrizia Sentinelli, Association Altramente ex Mnistro della Cooperazione (Italien), Cristiana Spinedi, Lehrerin (Schweiz), Mimmy Spurio , Rentnerin, Wasseraktivistin (Italien), Bernard Tirtiaux, Bildhauer, Schriftsteller (Belgien), HĂ©lĂšne Tremblay, Wissenschaftlerin, Autorin, Dozentin .. (CDN-(Quebec).